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2. Fachtag: Antisemitismen im Schulkontext – erkennen und handeln

4. Oktober 2023, 9 bis 16 Uhr, Bürgermeister-Ehrlenholtz-Straße 14 in 26789 Leer (SparkassenForum)

Der Fachtag wird vom Landkreis Leer aus Mitteln des Demokrafiefonds finanziert. Die Fortbildung richtete sich vorrangig an Lehrer:innen, Referendar:innen, Student:innen und Interessierte.

Leitung: Susanne Bracht (Ehemalige Jüdische Schule Leer/Landkreis Leer), Friederike Henjes (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), Prof. Dr. Frauke Grittner (Leitung RPZ), Frauke Thees (Studienseminar Leer), Andreas Scheepker (Leitung ARO).

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Taskcard

Programm 2023

09:00 Uhr Begrüßung
09:15 Uhr bis 10:15 Uhr

Impulsvortrag und Fragen: „Antisemitismus – Herausforderung für Staat und Gesellschaft“, Dr. Gerhard Wegner, niedersächsischer Landesbeauftragter gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens

Judenfeindlichkeit ist ein jahrhundertealtes System, das inzwischen unter der Wortschöpfung „Antisemitismus“ seine diversen Erscheinungsformen vereint. Zu erkennen sind religiöse, rassistische oder ideologische Ausprägungen, zu denen episodisch erinnerungskulturelle und weltpolitische Komponenten hinzutreten. Aufgrund dieser Vielschichtigkeit findet Antisemitismus überall in der Bevölkerung, unabhängig von Sozialisation, Mentalität und Bildung, seine Zustimmung. Bundesweit sind institutionell Personen berufen worden, um Maßnahmen gegen Antisemitismus zu forcieren und zu koordinieren. Der Vortrag wird daher zusätzlich zur historischen und gegenwärtigen Einordnung von Antisemitismus, auch die Funktion der sogenannten Antisemitismusbeauftragten und die Nationalen Strategie gegen Antisemitismus beleuchten.

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10:15 Uhr bis 10:30 Uhr Kaffeepause

Workshops 1. Teil – alle Workshops finden parallel statt

10:30 Uhr bis 12:30 Uhr 1. „Sabbat, mauscheln, schachern“ – Antisemitismus in der (eigenen) Sprache kritisch reflektieren, Friederike Henjes, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Antisemitismus kann sich nicht nur in Handlungen und Haltungen äußern, sondern auch über unserer Sprache. Während der Corona-Pandemie zeigte sich, dass es zahlreiche Äußerungen und Codes gibt, die Antisemitismus transportieren. Aber auch in unserer Alltagssprache existieren antisemitische Begriffe, sodass diese auch auf dem Schulhof oder im Unterricht zu finden sind. Innerhalb des Workshops soll sich der Frage systematisch genähert werden, welche Rolle Sprache in Bezug auf Antisemitismus einnimmt. Hierfür werden antisemitische Aussagen und Begriffe als solche identifiziert und ein möglicher Umgang mit diesen erarbeitet. Dabei soll nicht nur das sprachliche Verhalten anderer, sondern auch das eigene Sprechen fokussiert werden. Ziel ist es, sich der (eigenen) Sprache antisemitismuskritisch zu nähern und gezielt zu reflektieren.
10:30 Uhr bis 12:30 Uhr

2. „Die Kreuzigungserzählung antisemitismuskritisch erzählen“, Ariane Dihle, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Jesu Passion und Kreuzigung ist nicht nur kurz vor Ostern ein Thema im Religions- und Werte und Normen-Unterricht. Doch was hat die Kreuzigungserzählung mit ihren antijüdischen Elementen mit heutigem säkularen Antisemitismus zu tun? In dem Workshop wird den historischen Umständen der Kreuzigung ebenso wie den antijüdischen Traditionslinien, insbesondere in der Figur des ‚Judas‘ und dem sogenannten ‚Gottesmordmotiv‘, nachgegangen werden. An konkreten Unterrichtsmaterialien wird herausgearbeitet, wo sich (versteckt oder offensichtlich) antijüdische Narrative in der Kreuzigungserzählung finden und ausprobiert, wie diese Fallstricke umgegangen werden können.
10:30 Uhr bis 12:30 Uhr

3. „Antisemitismus im Schulkontext – Praxisbeispiele und Handlungsempfehlungen unter Berücksichtigung der Grundsätze von Kontroversität, Neutralität und Sachlichkeit“, Astrid Wolter, Geschäftsstelle des Niedersächsischen Landesbeauftragten gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens

Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, das inzwischen wieder zum Schulalltag gehört. Lehrkräfte und Schulleitungen sind auf judenfeindliche Ideologien, Äußerungen und Handlungen im Schulkontext allerdings kaum vorbereitet, so dass sich eine große Unsicherheit im Umgang mit antisemitischen Vorkommnissen in Schulen verbreitet hat. Es bedarf daher neben der Wissensvermittlung, auch der Auseinandersetzung mit praxisnahen Beispielfällen und darüber hinaus der Aufklärung über die rechtlichen Perspektiven rund um die Grundsätze von Kontroversität, Neutralität und Sachlichkeit (Beutelsbacher Konsens). Der Workshop möchte eine Brücke zwischen Theorie und Praxis schlagen, die wünschenswerterweise in einer gemeinsam entwickelten Handlungsempfehlung mündet.

12:30 Uhr bis 13:15 Uhr Mittagspause

Workshops 2. Teil – alle Workshops finden parallel statt

13: 15 Uhr bis 15:15 Uhr 1. „Sabbat, mauscheln, schachern“ – Antisemitismus in der (eigenen) Sprache kritisch reflektieren, Friederike Henjes, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
13: 15 Uhr bis 15:15 Uhr

2. „Die Kreuzigungserzählung antisemitismuskritisch erzählen“, Ariane Dihle, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

13: 15 Uhr bis 15:15 Uhr
3. „Antisemitismus im Schulkontext – Praxisbeispiele und Handlungsempfehlungen unter Berücksichtigung der Grundsätze von Kontroversität, Neutralität und Sachlichkeit“, Astrid Wolter, Geschäftsstelle des Niedersächsischen Landesbeauftragten gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens
15:15 Uhr bis 15:45 Uhr Austausch, Rückfragen und Abschlussrunde

Fachtag »Antisemitismusprävention und Demokratieförderung« 2022

6. Oktober 2022 von 9 bis 16:30 Uhr im SparkassenForum Leer

Der Fachtag „Antisemitismusprävention und Demokratieförderung“ wurde durch den Landkreis Leer ermöglicht. Die Fortbildung richtete sich vorrangig an Lehrer:innen, Referendar:innen, Student:innen und Interessierte aus dem Landkreis Leer, bei freien Plätzen waren auch weitere Interessierte herzlich willkommen.

Leitung: Susanne Bracht (Ehemalige Jüdische Schule Leer/Landkreis Leer), Friederike Henjes (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), Prof. Dr. Frauke Grittner (RPZ), Frauke Thees (Studienseminar Leer), Andreas Scheepker (ARO)

GEI - Darstellung der jüdischen Geschichte, Kultur und Religion in Schulbüchern des Landes Nordrhein-Westfalen. Abschlussbericht 2023

Weitere Informationen mit weiterführenden Hinweisen:

Ariane Dihle: Schulbücher als Ort der Reproduktion antijüdischer Narrative. In: Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus (BAG K+R) / Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e. V (Hg.): Störung hat Vorrang. Christliche Antisemitismuskritik als religionspädagogische Praxis, S. 47-62

Die Repräsentation des Judentums in Schulbüchern und anderen Unterrichtsmaterialien.

Kommentierte Materialsammlung des Zentralrates der Juden

Liste regionaler Bildungs- und Beratungsangebote zum Thema Antisemitismus

Programm

8.30 bis 9 Uhr 

Ankommen

9 bis 9.15 Uhr
Beginn, Begrüßung, Ankündigungen

Themenschwerpunkt 1: Lernen durch Begegnung – Jüdisches Leben in Deutschland

9.15 bis 10 Uhr

Vortrag und Gespräch mit Uwe von Seltmann, Journalist und Schriftsteller, „Wir sind da! - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ - digital

Im Jahr 321, vor 1700 Jahren, wurden zum ersten Mal Juden auf deutschen Territorien urkund-lich erwähnt. In seinem Buch zum Jubiläumsjahr 2021 zeigt Uwe von Seltmann die Vielfäl-tigkeit des gegenwärtigen jüdischen Lebens auf und erzählt die reichhaltige Geschichte des deutschen Judentums von den Anfängen im Mittelalter über den langen Kampf um Gleichbe-rechtigung und den schwierigen Neuanfang nach der Schoah bis heute. Unter dem Motto »Wir sind da« – entnommen einem Liedtext des jiddischen Dichters Leyb Rozenthal – will er Antwor-ten auf die aktuellen Fragen der jüdischen Community anbieten: Wer sind wir? Woher kommen wir? In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Gibt es eine deutsch-jüdische Kultur? Kann es ein »normales jüdisches Leben« in einem Land geben, das sechs Millionen ermordete Jüdin-nen und Juden auf dem Gewissen hat und bis heute nicht frei von Antisemitismus ist?

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10 bis 10.30 Uhr
Austausch und Diskussion
10.30 bis 10.45 Uhr
Kaffeepause
10.45 bis 11.15 Uhr

Workshop: Vorstellung und Erläuterung regionaler Möglichkeiten zur
Begegnung, z.B. Ehemalige Jüdische Schule Leer, Jüdische Gemeinde Oldenburg, Projekt „Meet a Jew“

https://www.meetajew.de/


Themenschwerpunkt 2: Antisemitismuskritische Bildungsarbeit im Schulkontext

11.15 bis 12.30 Uhr

Vortrag und Gespräch mit Prof. Dr. Julia Bernstein „Antisemitismus an
Schulen - empirische Erkenntnisse neuer Forschungen mit dem Fokus auf jüdische Perspektiven“

Professur für Diskriminierung und Inklusion in der Einwanderungsgesellschaft an der Frankfurt University of Applied Science - digital

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Nähere Informationen zum Vortrag von Prof. Dr. Julia Bernstein

Im Vortrag wird auf der Grundlage einer Studie über Antisemitismus an Schulen in Deutschland in den Problembereich eingeführt. Wie äußert sich Antisemitismus in der Schüler:innenschaft heute? Wie nehmen Lehrer:innen dies wahr und wie reagieren sie darauf? Ein besonderer Fokus wird dabei auf Perspektiven und Erfahrungen von Jüdinnen und Juden gelegt. Wie nehmen Betroffene den Antisemitismus und den Umgang mit ihm wahr? Entlang dieses Vergleichs der Perspektiven und Orientierungsmuster unterschiedlicher Akteursgruppen wird der spezifische Problembereich Antisemitismus an Schulen in seinen Ursachen, Ausprägungen und Dynamiken nachgezeichnet. Folgende Leitfragen werden dabei besprochen:

  • Wie und in welchen Erscheinungsformen stellt sich das Problem Antisemitismus an Schulen dar und in welchem Zusammenhang steht das zur Gesamtgesellschaft?
  • Wie nehmen Lehrkräfte Antisemitismus wahr und welche Probleme resultieren daraus?
  • Was bedeutet israelbezogener Antisemitismus und welche Erfahrungen machen jüdische Menschen damit?
  • Wie konnte sich 77 Jahre nach dem Holocaust und mit dem erinnerungskulturellen Konsens, der Geschichte zu erinnern und aus ihr zu lernen, „Du Jude“ als Schimpfwort auf deutschen Schulhöfen etablieren?
  • Wie wird aus nichtjüdischer und jüdischer Perspektive über die NS-Vergangenheit gesprochen? Was bedeutet es, dass sie für viele nichtjüdische Menschen ge-fühlt sehr weit zurückliegt, während sie für Jüdinnen und Juden in vielen Alltagssituationen immer wieder in das „Hier und Jetzt“ gebracht wird?
  • Welche Rolle spielt das in Deutschland tradierte Verschweigen sowie das gesellschaftliche Erbe des Nationalsozialismus für die kollektiven Identitäten und was bedeutet das für die gesellschaftliche Teilhabe von Jüdinnen und Juden heute?
12.30 bis 13.30 Uhr
Mittagessen, Austausch, Büchertisch
13.30 bis 14.30 Uhr

Workshop 1: „Antisemitismus begegnen – Handlungsempfehlungen für
Lehrkräfte“, Prof. Julia Bernstein - digital

In dem Workshop wird der Umgang mit Antisemitismus in der Schüler:innenschaft auf konkrete Handlungsmöglichkeiten bezogen. Entlang von Fallbeispielen und hypothetischen Szenarien antisemitischer Vorfälle wird aufgezeigt, wie Lehrkräfte auf antisemitische Äußerungen von Schüler:innen reagieren und welche Fallstricke sich dabei ergeben können. Die Reflexion von Handlungsmöglichkeiten wird dabei in eine Auseinandersetzung mit als typisch rekonstruierten Problemlagen des pädagogischen Umgangs mit Antisemitismus überführt. So wird es unter anderem darum gehen, was bei dem Umgang mit antisemitischen Äußerungen von unterschiedlich politisch orientierten sowie migrantischen oder muslimischen Schüler:innen zu beachten ist. Den Lehrkräften werden also Handlungsschritte für den pädagogischen Umgang mit antisemitischen Äußerungen vermittelt. Dabei werden mögliche Abwehrreaktionen von allen beteiligten Akteuren, also sowohl von Schüler:innen als auch von Lehrkräften selbst, und die Perspektive der Betroffenen miteinbezogen.


14.30 bis 16 Uhr

Workshop 2: »(Versteckten) Antisemitismus in Schulbüchern erkennen und vermeiden!«, Ariane Dihle, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Weitere Informationen

Schulbücher spielen in verschiedenen Fächern eine ganz unterschiedliche Rolle – bei den einen sind sie Leitmedium, bei den anderen eher ein Steinbruch oder eine Inspirationsquelle für die eigene Planung. Gemeinsam ist ihnen aber, dass in jedem Fach häufig Bücher zur Unterrichtsvorbereitung herangezogen werden. Schulbücher sind dabei immer auch Produkte gesellschaftlicher, politischer, theologischer, pädagogischer Auseinandersetzungen, umso wichtiger ist es, dort einmal genauer hinzuschauen: Wie wird das Judentum dargestellt? An welchen Stellen findet sich vermutlich ungewollter, versteckter Antijudaismus oder Antisemitismus? Welche Darstellungen sind möglicherweise an antijüdische Narrative anknüpfungsfähig? Je nach Fächern der Teilnehmenden schauen wir dazu in Religions-, Werte und Normen- (Ethik-), Ge-schichts-, Politik-Wirtschaft- oder auch Biologiebücher.


Workshop 3: »Völlig meschugge?!« - Darstellung jüdischen Lebens in aktueller Kinderliteratur«, Rebecca Hedenkamp, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Weitere Informationen

Jüdisches Leben in Deutschland wird seit Jahren in unterschiedlichen medialen Formen thematisiert. Das Kinderbuch hat dabei eine besondere Stellung inne, da es hier gelingen muss, Jüdisch-sein in Deutschland als Spannungsfeld zwischen Antisemitismus, Shoah- Erinnerung, religiöser bzw. kultureller Identität und gelebtem Glauben zu zeichnen und jungen Leser:innen zugänglich zu machen. Im Workshop wollen wir uns beispielhaft einige Kinderbücher, die diesen Balanceakt versuchen, anschauen, analysieren und Einsatzmöglichkeiten für den Schulunterricht (fachunspezifisch) diskutieren. Es wird zudem einen Büchertisch und einen Reader mit Literaturempfehlungen und Unterrichtsmaterialien geben.


Workshop 4: »Meet a Jew«, Maja Harel, Lehramtsstudentin an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Weitere Informationen

Das aktuelle jüdische Leben durch in Deutschland lebende jüdische Menschen kennen lernen, das ist die Idee hinter Meet a Jew. Denn eine persönliche Begegnung bewirkt, was tausend Bücher nicht leisten können. Wer Jüdinnen und Juden schon einmal persönlich getroffen hat, ist weniger anfällig für Stereotype und Vorurteile und weiß, dass es viel mehr Themen gibt über die wir miteinander sprechen können als über Antisemitismus, die Shoah oder den Nahostkonflikt. Meet a Jew ist 2020 aus dem Zusammenschluss der erfolgreichen jüdischen Projekte Rent a Jew und Likrat – Jugend & Dialog hervorgegangen. Gemeinsam entwickeln wir das Projekt weiter, ermöglichen noch mehr Begegnungen und erreichen weitere Zielgruppen an Universitäten, Sportvereinen, unter Pädagoginnen und Pädagogen oder im Internet.

16 bis 16.30 Uhr

Abschluss